Der Heilige Kreis


Der Kreis ist heilig als geschlossenes System, ein harmonisches Ganzes, analog und als Symbol für den kosmischen Kreislauf – Werden und Vergehen – und ewiges Sein, analog auch für den Kreislauf der Natur, der vielerorts durch das Eingreifen des Menschen gestört wird.


In vielen alten Kulturen hatte der Kreis eine zentrale, oft magische Bedeutung – siehe Stonehenge, Mexiko, bei den Indianern Nordamerikas. Formgebend ist er auch bei den Rosenfenstern der Kathedralen, den Mandalas und dem Labyrinth, einem uralten Menschheitsmotiv. In der Gegenwart und in die Zukunft hinein weist er eine Synologie zur modernen Architektur auf.


Es reicht in der heutigen Zeit vielleicht nicht mehr hin, sich mit den gegebenen heiligen Räumen, d.h. den Kirchen, Kapellen, Moscheen, Tempeln etc. und den von ewigen Zeiten herrührenden heiligen Bergen zu begnügen. Es geht darum, die Idee des „Heiligen“ - frei von bestimmter Glaubensrichtung – überall hinzutragen und zu erwecken. Der Mensch muß neue heilige Räume schaffen, heilige Kreise, z.B. auch dort, wo durch sein zerstörerisches Eingreifen die Natur aus dem Gleichgewicht geraten ist oder zu geraten droht.

Im Innenraum des Kreises sollen die Menschen Schutz finden können, es soll ein Ort der Besinnung und Andacht sein, der Meditation und des Friedens.

Die Skulpturen sind gedacht als untereinander kommunizierend. Den Chassiden galt jeder Mensch, jede Begebenheit und jeder Ort als heilig. An dieses Potential und das Verborgene sichtbar machend sollen die Kreise gemahnen. In diesem Sinne sind sie auch als Mahnmale zu verstehen, an einen Verlust und Wiedererweckung erinnernd. Immer ist der heilige Kreis als Erweiterung von bestehenden heiligen Räumen gedacht. Indem der Heilige Kreis uns unvermutet in der Landschaft daherkommt, wird auch sein Kontrapunkt, seine Verletzlichkeit, evident. Überall werden heilige Räume, sei es geistiger oder materieller Natur verletzt. Auch die Würde des Menschen ist heilig. Wie in der Natur werden auch bei den Menschen heilige Bereiche verletzt: Die Resultate sind Umweltzerstörung und Krankheit.


Es geht mir ebenso darum, die Idee des Heiligen wieder in die Kunst einzubringen.

In Orselina, Locarno, habe ich bereits das Urbild eines heiligen Kreises erarbeitet – siehe Foto.

Die Skulpturen können sowohl aus Marmor oder Sandstein wie Holz – bevorzugt dunklere Holzarten wie Rubinie, Pflaumenholz oder örtlich vorkommende Holzarten – sein und in der Größe variieren, von überlebensgroß, ca. 2,50 m hoch, 0,50 bis 0,80 m breit, lebensgroßen Figuren, die dem Betrachter auf Augenhöhe gegenübertreten, bis hin zur Miniatur – ca. 50-80 cm hoch – so dass es scheint, als würde der Kreis uns nur von Ferne berühren.

Es geht mir um die Schaffung eines sakralen Kreisraumes, der sich deutlich vom profanen Lebensumfeld absetzt, bzw. in der Landschaft, Natur, einen spezifischen Akzent setzt.

Auch die Anzahl der Skulpturen kann von Kreis zu Kreis variieren, zwischen acht, neun oder zwölf.

Die Skulpturen sollen totemartigen Charakter haben in Anlehnung an afrikanische, ozeanische oder Vorbilder aus dem indischen Kulturraum.

Es ist daran gedacht, die Arbeit daran durch Meditation zu begleiten.

Vorstellen könnte ich mir auch einen heiligen Kreis bestehend aus 12 in den Boden eingelassenen Leuchtscheinwerfern mit einem bestimmten, möglicherweise sogar variablen Farbspektrum, das sich zu einem Lichtkegel vereinigt, bzw. in alle Richtungen der Umgebung ausstrahlt.

Denkbar ist ebenso eine kreisförmige Klanginstallation mit 12 Lautquellen, aus denen das Mantra Ram erklingt.






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